Mein Start in Ungarn

 

Die Grenzüberquerung nach Ungarn lief wieder so, wie die von Italien nach Slowenien: ein kleines verschlossenes Bauwagenhäusschen und weit und breit kein Mensch zu sehen.

 

Ein Stück weiter sah ich dann einen Mann und war bereit für die Grenzkontrolle und nahm meinen und Spikes Pass schon einmal zur Hand. Als ich näher kam winkte mir der ältere, vermutlich schon sehr lange pensionierte Mann mit seinem Spazierstock freundlich zu.

 

Isten hozott Magyarországon! (Willkommen in Ungarn)

 

Mein Start in Ungarn sollte mein zweites Workaway werden. Ein kleiner Wildtierzoo, der Tiere aufnimmt, die entweder beschlagnahmt oder aus anderen Zoos kamen und nicht mehr ausgwildert werden können. Der Zoo wird von einer jungen Niederländerin geführt. Ich mochte sie und ihren Freund auf Anhieb und kurz nach Ankunft bauten wir mit noch zwei anderen ungarischen freiwilligen Helferinnen ein Gehege für einen Fuchs, der bald kommen sollte.

 

Es war aufregend, da ich noch nie so nah an Füchsen, Wolfshunden (in erster Generation), Nasenbären und Co arbeiten konnte. So fütterten wir morgens die Tiere, machten die Gehege sauber und am Nachmittag dachten wir und Enrichmentideen für die Tiere aus. Angedacht war auch mit Medical Training. Für die nicht Tierverrückten unter uns kurz und knapp erklärt: Enrichment sind Beschäftigungsspiele für die Tiere, die deren Alltag wenigstens etwas abwechslungsreicher machen sollen und mit „Medical Training“ bereitet man die Tiere auf Untersuchungen und Behandlungen vor. Auch war ein Boxentraining für die meisten Tiere angedacht, falls sie einmal transportiert werden müssten.

 

Auf der einen Seite war es eine Workaway Erfahrung wie ich es mir gewünscht hatte: Junge, nette lustige Leute aus den unterschiedlichsten Regionen zusammen. Wir haben viel gelacht, ab und an getrunken und Bogratsch (Kesselgericht) über dem Feuer gemacht. Leider war nicht alles positiv für mich. Die Haltung mancher Tiere, auch wenn es nur übergangsweise sein soll, war für mich nicht gut zu ertragen. Zudem wurde die eigentlich vereinbarte Arbeitszeit von 5h/Tag weit überschritten. Mir wurde dies alles etwas zu viel und ich sah keine Möglichkeit die Situation für mich so zu verändern, dass ich hier mehrere Wochen bleiben könnte. Den ganzen Tag arbeiten kann ich auch in Deutschland und dort verdiene ich dann auch etwas. Für mich soll die Reise Erfahrung sein, aber auch Heilung von meinem Alltag, den ich in Deutschland hatte. Workaway ist für mich eine Möglichkeit Erfahrungen zu sammeln, aber auch günstig zu reisen. Ich bin jedoch nicht bereit über meine Grenzen zu gehen. So reiste ich vorzeitig ab, was natürlich nicht der schönste Abschied war und ich auch traurig über dessen Ausgang bin, aber manchmal passen Vorstellungen eben nicht zueinander auch wenn man sich persönlich sehr mag.

 

So peilte ich Budapest an, verbrachte einen Tag in Pécs, eine Stadt, die 2005 zur Kulturhauptstat Europas ernannt wurde und definitiv einen Besuch wert. Pécs ,sowie auch der Ort, indem ich meine ersten 10 Tage verbracht hatte, liegt im Bereich, indem viele Ungarndeutsche leben. Die Vorfahren kamen ab Ende des 18.Jahrhunderts in dieses Gebiet und zählen sich zu den Donauschwaben. Ich hatte mich in den Dörfern schon gewundert, weshalb alle Straßenschilder oder die Beschriftung der Schule auf ungarisch und auf deutsch zu lesen waren. Sehr viele der Bewohner*innen sprechen deutsch. Ich kam hier also besser mit deutsch als mit englisch durch. Besonders die älteren Menschen im Dorf freuten sich mit mir sprechen zu können. Ein Mann erzählte mir, dass sie über Generationen die deutsche Sprache in der Familie weitergeben. (übriges hört man das schwäbische heute noch raus :-D)

 

Nach Pécs ging es dann weiter nach Orfú. Ein kleines touristisches Dörfchen in den Bergen am See. Hier verbrachte ich 3 Tage und erholte mich von den emotional aufwühlenden letzten Tagen bis es dann weiter nach Budapest ging.